Von der Decke meiner Mietswohnung im zweiten Stock rieselt
brauner Staub auf meinen Esszimmertisch. Herr Kowalski, ein querulanter Kerl
mit kahlem Kopf, stampft über mir unaufhörlich, rhythmisch-wütend auf den
Boden. Peinlich berührt nippe ich an meinem Kaffee und blicke mein Gegenüber
wortlos aber entschuldigend an. Mein Gast wirkt verängstigt und ich kann es ihm
nicht verübeln.
Draußen tobt ein heftiger Sturm und der dunkelhäutige Mann,
der nicht aus dieser Gegend kommt, wusste nicht, wohin er sich unterstellen
soll. Er klingelte verzweifelt an meiner Tür und fragte, ob er für die Dauer
des Unwetters kurz bei mir unterkommen könne. Über die Außenkamera sah ich
seinen mitgenommenen Blick und bat ihn rein. Ich bin schließlich ein
freundlicher Mensch und habe keine Angst vor Fremden.
Jetzt sitzt er da und weiß nicht, ob er sich sicher fühlen
soll. Von oben dröhnt es: „Scheiß Kanacken! Drecksschmarotzer! Abhauen sollen
die! Wo kämen wir denn hin, wenn wir jeden, der ein bisschen nass wird, hier
reinließen? So viel Platz haben wir hier doch gar nicht. Anzünden sollte man
die! Dann werden die auch wieder trocken…“. Das Poltern geht weiter. Der Staub
rieselt weiter. Mein Gast zuckt bei jedem Mal.
Am liebsten würde ich nach oben gehen, wild gegen Kowalskis
Wohnungstür hämmern und ihm sagen, was ich von ihm und seiner Meinung halte,
aber er ist muskulös und ich nicht. Die anderen Nachbarn oder zumindest der
Hausmeister werden sich sicher bald beschweren und dann gibt er schon Ruhe. Wir
wohnen schließlich in einem anständigen Haus und da wird so ein Lärm nicht
lange geduldet.
Eine ganze Weile vergeht. Herr Kowalski hört nicht auf – dafür der Sturm.
Erleichtert steht mein Gast auf, bedankt sich zaghaft und verlässt das Haus.
Auch ich bin erleichtert, dass diese unangenehme Situation vorüber ist. In
Zukunft werde ich so schnell lieber niemanden mehr in meine Wohnung lassen.