Sahara. Weite Wüste. Ein Sandsturm formt Dünen. Er ist mein
Begleiter, mein Freund, mein zweites Ich. Seit ich das erste Mal über die große
Mauer blickte, ist er da. Mit ihm an meiner Seite suche ich nach Wasser, meinen
anhaltenden Durst zu stillen. Sand sickert unter meinen Füßen fort, wie jeder
klare Gedanke, den ich zu fassen versuche.
Gelegentlich führt mich das Trugbild einer Oase in die Irre,
doch der Sturm vertreibt es immer wieder. Beschützt er mich oder hält er mich
ab? Noch bevor die Antwort Gestalt annimmt, weht sie fort. Warmer Wind umspielt
meine Wangen und lässt mich weitergehen.
Tage vergehen in Sekunden und verlieren an Bedeutung. Doch
der Durst bleibt, wird größer. Jeder Augenblick brennt, wie die Sonne auf
meinem Haupt und der Schweiß in meinen Augen. Mit jedem Schritt steigt die
Anstrengung, die es kostet weiterzugehen. Doch der Rückenwind treibt mich
voran.
Nach einer Ewigkeit treffe ich auf den ersten Menschen. Ein
alter Mann steht vor mir, wie aus dem Boden gewachsen und starrt mich an. Sein
Blick durchleuchtet mich, wirkt kurz darauf verständnisvoll. Er spricht zu mir
und ich bin mir sicher, seine Worte würden weise klingen, könnte ich sie nur
hören - der Sturm tobt zu laut. Niedergeschlagen, zieht er des Weges.
Viele Tage später treffe ich auf eine Karawane. Ihr Führer
steigt von seinem Kamel und kommt auf mich zu. Auch er spricht mich an und
diesmal kann ich ihn hören, aber ich beherrsche seine Sprache nicht, schüttele
mit dem Kopf. Er hält mir eine Flasche Wasser hin, die ich dankend anzunehmen
versuche. Der Sturm schwillt an und reißt sie aus meinen Händen. Ich bin zu
müde um zu protestieren und die Karawane ergreift ängstlich die Flucht.
Entmutigt sinke ich zu Boden und beginne, Sandkörner zu
zählen. Es hält mich wach, doch auch am Leben? Ein Skorpion zieht, wie als
Antwort, an mir vorbei. Ich würde ihm folgen, wenn ich noch könnte. So bette
ich mich in den Sand, mein scheinbares Schicksal akzeptierend.
Ich werde von einem herannahenden Sandsturm geweckt. Es ist
nicht der meine und wirkt bedrohlich. Unfähig mich zu bewegen, starre ich
entsetzt auf die drohende Gefahr. Wird sie mich fortreißen? Mich ewig in den
Lüften gefangen halten?
Kurz bevor der Sturm mich erreicht, bleibt er stehen. In ihm
steht eine menschliche Gestalt. Ich sehe sie und sie sieht mich. Der Sturm löst
sich auf, so auch der meine. Endlich befreit, stehen wir beide dort – glücklich
einen wahren Freund gefunden zu
haben.
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