Sonntag, 16. Dezember 2012

Zeitbombe

© by Andrew Jones
Ich sehe ihn in ihren Augen.
Ich höre ihn in ihrer Stimme.
Ich lese ihn in ihren Worten.
Zorn
auf sich, auf mich, auf euch.

So ziellos, so destruktiv,
so ungezügelt.
Strömt aus ihnen heraus,
erfüllt die Luft,
macht sie kalt und
undurchdringbar.

Ein falscher Blick,
ein falsches Wort führt zur
Explosion.
Reißt sie und alle ins Verderben.

Wer verteilt die Bomben?
Woher der Zorn?
Sind sie es selbst?
Sind wir es, die Zeichen ignorierend?

Es ist das Leben, dass den Zünder
unsrer Bomben aktiviert,
den roten UND den blauen
Draht durchtrennt,
weil es keine Alternativen mag.

Montag, 19. November 2012

Die Rettung

Hufgetrappel.
Drei Reiter jagen
den Vierten.
Die Apokalypse naht,
doch Krieg spielt nicht mit.

Er wird
hier noch gebraucht,
hat viel zu tun.
Die Menschen machten
ihn zum Gott.

Und Tod,
sein treuer Freund,
blieb bei ihm.
Die Apokalypse
sei bald überflüssig.

Da das Lamm,
der Siegelbrecher,
schon geschlachtet war,
stimmte Hunger zu
und zog los.

Der vierte im Bunde,
als Pest bekannt,
besuchte die drei
von Zeit zu Zeit.
Die Apokalypse war abgewandt.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Schwert im Stein

Nach erneut längerer Pause hier ein kleiner Happen, bevor hoffentlich in Kürze mehr folgt:

Ein Hammerschlag
formt heißen Stahl
zu einem Schwert,
das niemand nutzt.

Der Schweiß, der auf
die Klinge tropft,
verdampft sofort,
bleibt ungeseh'n.

Doch der Schmied
war nie ein Kämpfer.
Jemand and'res
muss sie führ'n.

Dem Ritter, dem sie
zugedacht,
war sie zu schmucklos-
ruhmlos gar.

Denn sie bringt Freiheit
und auch Licht
für alle - nur
den Träger nicht.

So steckt das Schwert
in einem Stein,
der ewig wird
Gefängnis sein.

Montag, 10. September 2012

Moment (Songtext)


© Bernd Günther  / pixelio.de

Verlorene Tage
häufen sich leise
und nähren die Frage:
Wohin führt die Reise?

[Refr:]
Zum Teil entrissen,
zum Teil verschwendet,
wirst du sie missen,
wenn es dann endet.

Ignorierst die Frage
und lebst einfach weiter,
verkennst die Lage,
suchst Karriere und Leiter.

[Refr:]
Zum Teil entrissen,
zum Teil verschwendet,
wirst du sie missen,
wenn es dann endet.

Gesammelte Stunden
werden leblose Jahre,
bis dein Körper geschunden
und grau deine Haare.

[Refr:]
Zum Teil entrissen,
zum Teil verschwendet,
wirst du sie missen,
wenn es dann endet.

Noch kannst du sie kriegen,
die Kurve zum Leben,
den Unmut besiegen
und dich erbheben.

[Outro:]
Den Diebstahl vermieden,
den Moment nie verschwendet,
wärst du zufrieden,
wenn es dann endet.

Sonntag, 2. September 2012

Wind und Wandel

Wind,
alter Zeiten Zeuge,
Bereiter von neuen,
zieht an uns, wirbelt
uns umher, lässt nicht
los.

Wispert von Veränderung
in den braunen Blättern
festgefahrener Vorstellungen,
den Verästelungen unserer
starren Strukturen.

Er reißt sie fort, wenn
der Baum ihn lässt, wenn
er mitschwingt im Wind -
und riskiert dabei zu
brechen.

Denn jeder Wandel birgt
eine Gefahr
die es zu akzeptieren gilt,
die nur zu überwinden ist,
wenn man nicht inne hält.

Dann wird aus dem Baum
ein Schiff, das den Wind nutzt,
um die sicheren Ufer zu verlassen,
ins Ungewisse aufzubrechen
und neue Welten zu entdecken.

Mittwoch, 16. Mai 2012

A woman's grief (Songtext)

Heute zur Abwechslung mal etwas angelsächsisches:


It was once in a house at the seaside
where a woman lived in grief.
She was sitting every evening at the window,
for her husband went to war.

Every time when she looked through that window
at the cold and stormy sea,
she was hoping for a glimpse of the freighter
that would bring her soldier back.

But the years went by so quickly
and he never ever came back.
She became old and grey while her waiting,
but she never lost her hope.

Well the years passed by even further,
so the woman did as well.
She was buried near the gravestone of her husband,
though she never left her house.

Every night you can hear her crying.
Every night you see her stare
through that window as a pale white specter,
thus the house kept empty since.

People rumor she will stay there haunting
in this cursed old ruinous house.
She will keep staring through that window,
till her man lies next to her.

Montag, 26. März 2012

Idee in der Krise


Eine Mauer, hoch und abweisend,
gebaut um alles fernzuhalten,
gebaut um alles festzuhalten,
beständig seit zweitausend Jahren.

Hinter einer massiven Tür, steht
ein vertrockneter Brunnen.
Drei Tropfen Wasser zeugen
vom Rest seiner Heiligkeit.

Umringt von blätterndem Gold
und schimmlig feuchten Wänden,
stehen unbequeme Bänke,
Quelle wirren Wehklagens.

Vor der Figur eines traurigen Mannes,
bellt ein Hirte den Bänken entgegen
von Sünde und Demut, und erträgt
es selbst nur dank viel Wein.

Das Klagen schwillt weiter an,
begleitet vom bedrohlichen Ton
gewaltiger, kalter, eiserner Pfeifen
zum dramatischen Höhepunkt.

Und hoch über dem Trauerspiel
wendet die Idee, die alles hält,
den traurigen Blick langsam ab
und geht.

Samstag, 4. Februar 2012

Der Sandsturm


Sahara. Weite Wüste. Ein Sandsturm formt Dünen. Er ist mein Begleiter, mein Freund, mein zweites Ich. Seit ich das erste Mal über die große Mauer blickte, ist er da. Mit ihm an meiner Seite suche ich nach Wasser, meinen anhaltenden Durst zu stillen. Sand sickert unter meinen Füßen fort, wie jeder klare Gedanke, den ich zu fassen versuche.
Gelegentlich führt mich das Trugbild einer Oase in die Irre, doch der Sturm vertreibt es immer wieder. Beschützt er mich oder hält er mich ab? Noch bevor die Antwort Gestalt annimmt, weht sie fort. Warmer Wind umspielt meine Wangen und lässt mich weitergehen.
Tage vergehen in Sekunden und verlieren an Bedeutung. Doch der Durst bleibt, wird größer. Jeder Augenblick brennt, wie die Sonne auf meinem Haupt und der Schweiß in meinen Augen. Mit jedem Schritt steigt die Anstrengung, die es kostet weiterzugehen. Doch der Rückenwind treibt mich voran.
Nach einer Ewigkeit treffe ich auf den ersten Menschen. Ein alter Mann steht vor mir, wie aus dem Boden gewachsen und starrt mich an. Sein Blick durchleuchtet mich, wirkt kurz darauf verständnisvoll. Er spricht zu mir und ich bin mir sicher, seine Worte würden weise klingen, könnte ich sie nur hören - der Sturm tobt zu laut. Niedergeschlagen, zieht er des Weges.
Viele Tage später treffe ich auf eine Karawane. Ihr Führer steigt von seinem Kamel und kommt auf mich zu. Auch er spricht mich an und diesmal kann ich ihn hören, aber ich beherrsche seine Sprache nicht, schüttele mit dem Kopf. Er hält mir eine Flasche Wasser hin, die ich dankend anzunehmen versuche. Der Sturm schwillt an und reißt sie aus meinen Händen. Ich bin zu müde um zu protestieren und die Karawane ergreift ängstlich die Flucht.
Entmutigt sinke ich zu Boden und beginne, Sandkörner zu zählen. Es hält mich wach, doch auch am Leben? Ein Skorpion zieht, wie als Antwort, an mir vorbei. Ich würde ihm folgen, wenn ich noch könnte. So bette ich mich in den Sand, mein scheinbares Schicksal akzeptierend.
Ich werde von einem herannahenden Sandsturm geweckt. Es ist nicht der meine und wirkt bedrohlich. Unfähig mich zu bewegen, starre ich entsetzt auf die drohende Gefahr. Wird sie mich fortreißen? Mich ewig in den Lüften gefangen halten?
Kurz bevor der Sturm mich erreicht, bleibt er stehen. In ihm steht eine menschliche Gestalt. Ich sehe sie und sie sieht mich. Der Sturm löst sich auf, so auch der meine. Endlich befreit, stehen wir beide dort – glücklich einen wahren Freund gefunden zu haben.